Kaum einer von uns „Webworkern“ betreibt nur eine Website. Und sicher geht es dir wie mir: Ständig habe ich neue Ideen. Schwupps ist eine Domain registriert, WordPress aufgesetzt und los geht’s. Doch Vorsicht: Bei der Domainwahl lauern neun böse Fehler!
Sicher ist dir nicht neu, was ich jetzt erzähle. Ständig habe ich Ideen für neue Webprojekte, seien es Blogs oder Nischenseiten. Ist die Idee durchdacht und wird tatsächlich umgesetzt, gilt es natürlich erst einmal, eine passende Domain zu registrieren. Doch schon hier können dir (und mir) neun große Fehler unterlaufen, die letzten Endes nur mit einem Domainumzug ausgebügelt werden können. WWG sagt dir, welche Fehler du bei der Domainwahl vermeiden solltest.
Fehler bei der Domainwahl #1: Zusätze sind längst out
Früher war es mal gängige Methode, heute ist die Idee vollkommen out. Die Rede ist von sogenannten „Plus-Domains“, welche das Hauptkeyword mit einem Füllwort wie „24“, „info“ und Co. kombinierten. Also beispielsweise waschmaschine24.de oder waschmaschineinfo.de. Auch mehrere Keys hintereinander wie waschmaschine-waschautomat-buegeleisen.de waren mal ein großer Hit. Weil Google solche Keywords in der Domain liebte. Liebte. Also Vergangenheit.
Denn heute ist das anders, genauer seit dem 2011er Penguin-Update. Seit diesem Update werden zu harte Keywords in der Domain nämlich bestraft und daher ab- statt aufgewertet. Besser sind heute einschlägige Domains mit Brandingpotential, etwa (zugegeben ein dummes Beispiel) washy.de. Trotzdem sind „Edeldomains“ wie waschmaschine.de nach wie vor top, aber in der Regel verdammt teuer. Wer eine solche Domain (halbwegs günstig) ergattern kann, sollte zugreifen.
Out sind übrigens auch die im Englischen gern genutzten Zahlen 2 für to und 4 für for wie waschmaschine4you.de. Von Umlauten und Sonderzeichen raten Experten ebenfalls ab. Bei der Zustellung von Mails und selbst im Browser kann es bei solchen Domains durchaus zu Problemen kommen.
Fehler bei der Domainwahl #2: Keine KISS-Formel
Den meisten Lesern dürfte KISS wohl etwas sagen. KISS steht für „keep it small & simple“, also für „Halte es kurz und einfach“. Genauso sollte dein neuer Domainname sein. Kurz, knackig, leicht verständlich. Denn je kürzer eine Domain ist, desto leichter lässt sie sich merken – und das spart Ausgaben im Marketing. Wähle also keine extrem lange Domain. Wähle keine Domain, deren Namen du buchstabieren muss. Wähle keine Domain, die mehrere Schreibweisen erlaubt.
Dieser Fehler beging sogar flickr.com, heute wohl die Foto-Onlinecommunity schlechthin. Weil die Schreibweise von de Norm abwicht, registrierte der Dienst später sogar die „richtige“ Domain flicker.com – flicker heißt so viel wie flimmern -, also mit dem fehlenden „e“. Heute weiß zwar jeder, wie man flickr „schreibt“, damals aber eben nicht.
Fehler bei der Domainwahl #3: Domain ist unmerkbar
Daraus folgert sich gleich der dritte Fehler bei der Domainwahl, nämlich deren (Un)Merkbarkeit. Ist eine Domain nicht merkbar, wird diese kein Erfolg. Eine kurze und schnell einprägsame Domain ist immer erste (und alleinige) Wahl. Deutsche Domains sollten zudem deutsch sein und nicht mit englischen Wörtern durchsetzt. So gesehen ist selbst Web-Worker-Gui.DE nicht optimal, allerdings hoffe ich hier auf einen gewissen Brandingeffekt. Peer Wandinger mit seinem Blog selbstaendig-im-netz.de war da trotzdem cleverer.
Ebenfalls wichtig ist die Einzigartigkeit der neuen Webadresse. Also dass diese nicht mit einem Konkurrenten verwechselt werden kann. Den Namen für eine neue Domain kannst du übrigens im Bekanntenkreis testen. Nenne Freunden oder Verwandten deine Domainidee. Können Sie sich am nächsten Tag nicht mehr an den Namen erinnern, solltest du dir Alternativen überlegen. Das gilt natürlich auch für kuriose Buchstabenfolgen wie qvitr.de. Das merkt sich garantiert keiner. Abkürzungen mit Sinn wie abc.de hingegen schon. Von Fremdwörtern solltest du ebenfalls die Finger lassen. Das beste Beispiel ist google.com. Kennt heute jeder, aber hättest du Ende der 1990er das (Fantasie)Wort schreiben und somit die Domain finden können? Ich nicht.
Fehler bei der Domainwahl #4: Die falsche Domainendung
Nicht weniger interessant ist die Domainendung. Wenn du in Deutschland deine künftige Website betreibst und vor allem auf deutsche Käufer zielst, ist eine DE eigentlich selbstverständlich. Gut sind auch COM, NET und ORG. Diese (wenn denn freien) Domains ebenfalls zu registrieren und auf die deutsche Domain aufzuschalten, lohnt allemal. INFO wieder ist (oder war mal) vor allem bei Spammern beliebt, also nicht unbedingt optimal.
Fehler bei der Domainwahl #5: Domains mit Bindestrichen
Bei Domains mit zwei (oder mehr) Wörtern ist außerdem das Thema Bindestrich interessant. Neben der Domain Web-Worker-Gui.DE habe ich auch WebWorkerGui.DE registriert. Warum? Ganz einfach: So kannst du von vornherein Konkurrenz vermeiden, das sind vier fünf Euro im Jahr durchaus Wert. Zum anderen können Surfer die Bindestriche gern vergessen – egal ob im Kopf oder im Browser – und landen trotzdem auf WWG.
Bei meinem ersten Projekt Green-Motors.de, einem Blog über alternative Fahrzeuge, ärgert mich das übrigens bis heute. Als ich damals nach einer Domain suchte, war green-motors.de frei. greenmotors.de wiederum war bereits vergeben, aber unbenutzt und ohne Content. Monate später wurde diese Domain dann doch als (bis heute erfolgloser) Marktplatz für alternative Autos gestartet, was nun natürlich Verwechslungsgefahr pur ist. Warum der Domaininhaber von greenmotors.de nicht auch die Domain mit Bindestrich (also meine green-motors.de) registrierte, ist mir ein Rätsel. Kurioserweise wurde mir dann von eben jenem Konkurrenten mangelnder Einfallsreichtum bei der Domainwahl vorgeworfen. Wahrscheinlich war der gute Mann sauer auf sich selbst. Trotzdem war mir der „Fall“ eine Lehre. Heute registriere ich entweder entweder alle Domains oder suche nach einem anderen Domainnamen.
Mit Bindestrichen solltet du überhaupt sparen. Dummerweise sind die wirklich guten knackigen Domainnamen längst vergeben oder kosten im Handel ein Heidengeld. Der Trend geht daher ganz klar zu Mehrwortdomains, was aber gar nicht schlimm ist. Die Autobranche macht’s vor. BMW etwa mit seinem bekannten Slogan freude-am-fahren.com. Als Faustregel geben Experten jedenfalls maximal drei Wörter und zwei Bindestriche im Domainnamen vor, sonst wird es schwer mit dem Merken. Welche Domain nun als Hauptdomain gewählt wird, ist individuell. Tipp: Bei waschmaschine-kaufen.de würde ich auf Bindestrich setzen, bei waschpulver.de nicht. Ich folge also ganz einfach der deutschen Grammatik. Zusammen, was zusammen gehört. Auseinander und mit Bindestrich, was auseinander geschrieben wird. Bei US-Domains sind Bindestriche übrigens absolut unüblich und geradezu verpönt. Wer auf US-Käufer zielt, sollte Bindestriche daher weglassen.
Fehler bei der Domainwahl #6: Mögliche Missverständnisse
Der Bindestrich kann sogar zu Missverständnissen führen, in der eigenen wie auch einer fremden Sprache. Ein „schöner“ Fehler ist beispielsweise pen-island.com, woraus ohne Bindestrich plötzlich penisland.com wird. Bei Wörtern aus einer anderen Sprache solltest du überhaupt vorsichtig sein, die Autoindustrie ist in dem Bereich regelrecht berühmt für Missverständnisse.
Der Mitsubishi Pajero ist SUV-Fans sicher bekannt, im spanischen steht Pajero allerdings für das weniger schöne Wort „Wichser“. Audi setzt sich wieder mit seinem neuen e-tron in die Nesseln. Beim Ingolstädter Autobauer steht der Zusatz e-tron für saubere Autos mit Elektroantrieb oder Plug-in-Hybrid, im französischen bedeutet étron jedoch Kot. Clever geht anders.
Wobei selbst so manches anglisierte Wort schnell zu einem Missverständnis führen kann. Handy ist hierzulande ein üblicher Begriff für ein Mobiltelefon, ist im englischen für ein solches aber vollkommen unbekannt. Ein Brite oder Amerikaner würde unter „handy“ so viel wie „handlich“, „praktisch“ oder „zur Hand“ verstehen. Die richtige (und verständliche) Übersetzung für Mobiltelefon wäre hingegen mobile. Wer also im englischsprachigen Raum Handys verkaufen will, hätte mit einer Domain wie „handy.com“ keinen Erfolg.
Fehler bei der Domainwahl #7: Das Recht (nicht) außen vor
Ganz wichtig: Achte auf Markenrechte. Wenn du beispielsweise den Playboy oder Wanderschuhe von Lowa vertreiben willst, solltest du eine entsprechende Domainwahl VORHER mit den Markeninhabern abklären und zwar schriftlich. Ich persänlich würde von Domains wie playboy-kaufen.de oder wanderschuhe-lowa.de aber generell die Finger lassen. Denn die großen Marken kennen da – in meinen Augen durchaus zu Recht – keinen Spaß und schalten bei einer solchen Domainwahl ruckzuck ihre Anwälte ein. Abmahnungen und Prozesskosten gehen da schnell in die Tausende, zumal die Chancen auf einen Sieg nahezu gegen null gehen.
Tipp: Eine mögliche Markenverletzung kannst du kostenlos beim Deutschen Patentamt recherchieren.
Fehler bei der Domainwahl #8: Folge keinem Trend
Wichtig ist außerdem, aktuelle Trends zu ignorieren. Eine zeitlose Domain ist besser als ein eine Domainwahl, die nach einem Jahr schon wieder out ist. Einen guten Domainnamen musst du auch nächstes und übernächstes Jahr nutzen können. Und natürlich auch in fünf oder zehn Jahren. Zeitlos ist hier das Zauberwort. Es sei denn, du hast genug Geld und eine Riesenfangemeinde oder du willst das Projekt tatsächlich nur ein zwei Jahre führen.
Von Jahreszahlen ist ebenfalls abzuraten. Außer, das Projekt ist auf ein bestimmtes Kalenderjahr ausgelegt.
Fehler bei der Domainwahl #9: Die falschen Keywords
Zuletzt möchte ich noch mal auf die Keywords eingehen. Insbesondere für Nischen, aber auch für normale Seiten eignen sich Keyword-Domains – in Maßen eingesetzt – nach vor. Aber bitte dann mit sinnvollen Keywords. Keywords, die keiner sucht, wird nämlich keiner finden.
Hier lohnt eine Recherche im Google Adwords Keyword Planner, der zum Wunschkeyword passende Synonyme und das monatliche Suchvolumen verrät. „Waschmaschinen Test“ kommt beispielsweise auf 18.000 Suchanfragen, von daher wäre waschmaschinen-test.de eine gute (aber vergebene) Wahl. „Waschautomat“ zeigt wiederum nur 480 Suchanfragen im Monat, waschautomat-vergleich.de wäre daher eine eher schlechte Idee.
Kennst du einen weiteren Fehler bei der Domainwahl? Welcher Schnitzer ist dir schon mal bei einem neuen Domainnamen unterlaufen? Ich freue mich auf deinen Kommentar.
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